Island 2015 . Teil 2
Von Höfn aus fuhren wir auf der Ringstraße ca. 400km nach Westen zurück. Unser Ziel war der große Laugarvatn See, der im Zentrum des „Golden Circle“ liegt. Wenn man die Strecke auf der Karte betrachtet wird einem erstmal klar, wie groß Island eigentlich wirklich ist. Das war mir vorher nicht so bewusst, da man gemeinhin mit einer Insel doch eher eine relativ kleine Landmasse verbindet. Die Gegend um den See zählt zu am meisten frequentierten touristischen Zielen und ist entsprechend belebt. Die Highlights hier sind:
– der „Geysir“ und nebenan der „Strokkur“.
– Thingvellir, eine historische Kultstätte der Isländer am größten See Islands gelegen, dem Thingvallavatn.
– Die Schluchten oder Spalten, die das Auseinanderdriften der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte veranschaulicht. Die Spalte wächst übrigens jährlich wenige Millimeter.
– Gulfoss, DER Wasserfall schlechthin (und der größte Islands dazu).
– der Wasserfall Bruarfoss. Schwer zu finden, sehr oft fotografiert. Allerdings zu recht, denn er ist wunderschön!
Am Laugarvatn machten uns die Odinshühnchen viel Freude. Sind sie doch überhaupt nicht scheu und kommen teilweise bis auf 1m (!) heran, so dass man sogar die Naheinstellgrenze des Objektivs unterschreitet! Tja, hier müsste man jetzt das Weitwinkel neben sich liegen haben … Weiter konnten wir hier Rotschenkel und Uferschnepfe fotografieren.
Grundarfjördur, Snaefellnes Halbinsel: Wir fuhren weiter zur Snaefellsnes Halbinsel. Die Halbinsel ist sowohl mit landschaftlichen Highlights gespickt als auch mit einer sehr vielfältigen Vogelwelt. Als da wären: Kirkjufell, die Küstengebiete Arnarstapi (Felsküste) und Budir. Der Kirkjufell war für mich DAS Fotomotiv schlechthin dieser Reise, auf das ich mich sehr gefreut habe. In der Fotocommunity gibt es sehr viele gute Bilder von diesem charakteristischen Bergmassiv, den man bei der Anfahrt gar nicht erkennt. Man sieht nämlich die langgezogene Breitseite und kann sich nicht recht vorstellen, wie die Kegelform zustande kommt, die man auf den Bildern sieht. Erst wenn man die Umgebung erkundet löst sich die Verwirrung auf: man fotografiert die Stirnseite des Berges. Trotz vieler Fotografen hat man genug Möglichkeiten für gute Bilder. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass die meisten Fotografen mit durchaus ambitioniertem Equipment den Ort verlassen, sobald die Sonne hinter dem Berg ist bzw. morgens erst kommen, wenn die Sonne schon am Himmel steht. Wobei wir ja wissen, dass die schönste Zeit zum fotografieren nach Sonnenuntergang bzw. weit vor Sonnenaufgang ist. Uns war es recht, hatten wir so mehr Ruhe und Platz.
Bei Arnarstapi verbrachten wir eine unglaubliche Fotonacht: die Abenddämmerung in pastelligen Blautönen war schon erstaunlich, aber zur Morgendämmerung (gegen 01:30 Uhr) wurde der Himmel erst rosa und tauchte dann das ganze Meer in tiefes Violett! Da steht
man dann sprachlos auf der Klippe und bekommt den Mund nicht mehr zu …
Folgende Vogelarten konnten wir bei Arnarstapi und Budir sehen und fotografieren: Regenbrachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Rotschenkel, Dreizehenmöwe, Eismöwe, Heringsmöwe, Mantelmöwe, Eissturmvogel, Bachstelze, Küstenseeschwalbe, Islandschaf! Ach so, das Schaf ist ja kein Vogel ;-).
Was für eine Ausbeute. Dazu Lichtstimmungen mit unglaublich lang anhaltendem Morgenlicht in rosa und orangerot. Grandios!
Breidavik/Latrabjarg: das nächste Highlight folgte auf dem Fuße als wir mit der Fähre Baldur in ca. 2h Fahrt auf die Westfjorde übersetzten. Unser Ziel war der Vogelfelsen „Latrabjarg“, der insbesondere für seine Papageitaucher berühmt ist. Und das absolut zu recht!
Im Breidavik Hotel hatten wir uns mit dem Fotografenehepaar Ruth und Walter Huber verabredet. Die beiden Schweizer sind Mitglieder der GDT-Regionalgruppe 13 und haben in den letzten Jahren viele Monate auf Island verbracht und u. a. eine sehr gute Ortskenntnis. Das die beiden fantastische Bilder und außergewöhnliche Momente mit der Kamera festgehalten haben, versteht sich von selbst! Außerdem sind sie extrem nette und angenehme Zeitgenossen und auch medizinisch die erste Adresse: als ich während einer nächtlichen Wanderung auf der Klippe am Latrabjarg zweimal heftig mit dem Fuß umknickte hat mich Ruth mit Verbandmaterial und Salbe erstversorgt. Dafür nochmal herzlichen Dank Ruth!
Die Fotomöglichkeiten für Papageitaucher sind hier fantastisch. Die Tiere zeigen so wenig scheu, dass man sie sogar mit dem Weitwinkelobjektiv ablichten kann, sofern man sich vorsichtig nähert. Vorsicht sollte man walten lassen, da man recht nah an die Klippenkante herantreten und leicht von einer Windböe erfasst werden kann. Und dann gehts abwärts! Von Seiten der Verwaltung hat man ca. 1,5m vor der Klippenkante eine weiße Linie mit Farbe gezogen, die man nicht überschreiten sollte.
Tolle Lichtstimmungen, dazu Trottel- und Dickschnabellummen, Tordalke, Eissturmvögel, Möwen: Fotografenherz was willst Du mehr?
Korpudalur: wir fuhren weiten die Westfjorde ab bis wir unser nächstes Ziel Korpudalur erreichten. Die Zimmer der gleichnamigen JH bzw. des Gästehauses waren, sagen wir mal, etwas beengt. D. h. zwischen die Betten passte noch der Koffer, das war’s dann. Dafür war alles sauber und in gutem Zustand und unser Host war sehr nett. Fotografisch waren Rotschenkel, Uferschnepfe, Goldregenpfeifer, Odinshühnchen, Bergente mit Jungen, Kragenente Sterntaucher und Rotdrossel machbar.
Broddanes: weiter ging die Fahrt zur JH Broddanes auf der wir Sterntaucher, Prachteiderente und Seehunde beobachten konnten. Die JH mit dem Ambiente einer 70er-Jahre Schule war zwar optisch nicht so toll aber geräumig und sauber. Hier folgte eine weiteres Reisehighlight: die Gryllteisten. Eine Vogelart, die ich nicht kannte. Im Prachtkleid sind sie schwarz mit weißen Flügelbinden. Eigentlich unscheinbar, wenn nicht der komplett rote Schlund und die roten Füße wären. Sehr fotogen die tollen Tiere. Eiderenten und Seeschwalben rundeten den Aufenthalt hier ab.
Osar: die JH war das letzte Ziel vor der Rückfahrt nach Reykjavik. Hoch oben über dem Meer gelegen mit tollem Ausblick, aber ziemlich einfach und abgewohnt von der Ausstattung her. Am Ufer konnten wir dann nochmal Gryllteiste, Sandregenpfeifer mit Küken und Austernfischer mit Küken fotografieren. In der Seeschwalbenkolonie konnten wir fischende Seeschwalben und Seeschwalbenküken fotografieren.
Landschaftlich ist das Felsentor „Hvitserkur“ interessant und der etwas weiter entfernt gelegene Canyon bzw. Wasserfall Kolugljufur. Dieser scheint ein Geheimtipp zu sein, da wir dort alleine waren.
Am letzten Tag in Reykjavik gönnten wir uns ein recht komfortables Gästehaus. Und natürlich nutzten wir die Happy Hour, um in der Stadt die verdienten Biere zu vernünftigen Preisen zu genießen. Den Abschluss bildete das Abendessen in einem netten Restaurant.
Island. Ursprüngliche, unberührte Natur, einzigartige Landschaften, rauhes Klima, Vulkane, unaussprechliche Namen, Vogelparadies, fantastische Lichtstimmungen, Gletscher, Berge. Island kann man eigentlich nur mit Superlativen beschreiben. Fotografisch gesehen war die Reise zwar anstrengend, aber sehr erfüllend.
Während des Frühjahrs bzw. Sommers wird es nicht dunkel und daher fotografiert man nachts, um das beste Licht zu nutzen. Wenn man am nächsten morgen um 10 Uhr das Zimmer räumen muss bekommt man insgesamt wenig Schlaf. Anstrengend wird es dann, wenn man nach dem Frühstück wieder 100 oder 200km fahren muss. Daher ist man gut beraten, mindestens 2 Tage an einem Ort zu bleiben, um ggf. etwas Schlaf nachzuholen.
Bye bye Island. Ich komme wieder. Auf jeden Fall!